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Sportlerin vs. CoronaVirus.. Im Interview mit Alina



Als ich vor kurzem meine morgendliche 10km Runde beendete und den Lauf wie so üblich in meinen Stories auf Instagram teilte, erhielt ich kurze Zeit später eine Nachricht bei der ich wirklich Gänsehaut bekam. Die Nachricht beinhaltete einen Screenshot von einem 2km Lauf und lautet: „Nach Corona mein erster Versuch zu laufen… schlimm oder🥺?“

Ich wurde natürlich hellhörig und das, was dann noch alles herauskam machte mich einfach nur fassungslos.


In diesem Beitrag geht es um die Geschichte von Alina, die als junge gesunde Läuferin mit dem Virus infiziert war und einen schweren Verlauf durchlebte. Sowohl Tine als auch ich wollten diese Geschichte nicht einfach unbeachtet lassen. Uns ist das Thema vor allem als Sportler super wichtig, denn es zeigt nur immer wieder, dass es wirklich jeden treffen kann.


  • Hallo Alina! Schön, dass du bereit für ein Interview bist und deine Geschichte mit uns teilst! Erzähl uns doch erstmal ein bisschen was über dich und deinen Sport vor deiner Coronainfektion.


Liebe Sarah, vielen Dank das Du die Mühe & Zeit nimmst Dir meine Geschichte zum Thema Corona anzuhören.

Ich heiße Alina, bin 31 Jahre alt und wohne im schönen Rheinhessen. Seit ich denken kann mache ich Sport. Angefangen im Kindesalter mit Schwimmen und Leistungsturnen, später dann 5 Jahre im Leichtathletik Verein, bis ich dann mit 17 Jahren das Laufen angefangen habe.

Wie ich darauf kam? Durch meine Mutter. Sie hat nach der Scheidung mit meinem Vater, mit dem Laufsport begonnen, bis sie dann 2009 die Leidenschaft zum Triathlon für sich entdeckte. Teilnahmen wie die Challenge Roth oder der IRONMAN in Frankfurt waren genau ihr Ding 😊

Mich hatte das immer sehr fasziniert, was man alles erreichen kann und somit wurde das mit dem Laufen immer mehr und es fing mir an richtig Spaß zu machen.


Zu dem ganzen Laufen kam dann auch noch regelmäßiges Training im Fitnessstudio dazu und sportliche Urlaube mit meinem Mann. Wir lieben das Wandern und die Berge und es zieht uns jedes Jahr mindestens 2x Richtung Österreich.


Wie du siehst: Ich war schon immer sehr sportlich unterwegs ☺️



  • Du hattest mir ja erzählt, dass du kurz vor deiner Infektion noch Laufen warst. Wie war dieser „letzte“ Lauf für dich? Hast du da schon etwas gemerkt?


Ich war am 05.02.2021 das letzte Mal laufen.

Meine Laufuhr zeigte am Ende eine Distanz von 12,65 km an und 46,31 Wochenkilometer.

Ich war sehr gut in Form und der Lauf machte mir richtig Spaß. Wie immer halt  Irgendwelche Schmerzen oder das Gefühl man wird krank hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht.


  • Wann hattest du die ersten Symptome?


Meine ersten Symptome hatte ich Sonntag, den 07.02.2021.

2 Tage nach meinem letzten Lauf.


Ich bin morgens um 09.00 Uhr aufgewacht und fühlte mich richtig schlecht. Ich konnte mich körperlich nicht mal umdrehen. Mir tat alles weh!

Nervenschmerzen und starke Gliederschmerzen waren zu diesem Zeitpunkt meine ersten Symptome.

Ich wollte mich im Bett aufrichten, aber es ging einfach nicht. Mein Mann hat mir dann geholfen und fragte sich was los ist. Ich hatte noch aus Spaß zu ihm gesagt „Ist vermutlich starker Muskelkater vom zu vielen Laufen“, aber als wir dann beide zusammen Richtung Bad gingen war mir klar, dass DAS ist kein Muskelkater war.

Ich konnte nicht ohne seine Stütze ins Bad laufen. Ich hatte Butterweiche Knie.


Nachdem wir dann irgendwann unten im Haus in der Küche angekommen sind, habe ich mir meinen täglichen Kaffee gemacht und Frühstück vorbereitet.

Als ich mir meinen Kaffee machen wollte kam der nächste Schock in mir hoch. Ich habe einfach keinen Kaffee gerochen! Normalerweise rieche ich das mahlen der Bohnen in meiner Espressomaschine aber diesmal: NICHTS!

Mein Mann war zu diesem Zeitpunkt im Wohnzimmer und ich hab ihm nur zugerufen „ Schatz, ich rieche keinen Kaffee!“ Er kam direkt in die Küche gelaufen und konnte es kaum glauben.


Der Kaffee war fertig und wir haben zusammen gefrühstückt. Ich habe mir mein Dinkelbrötchen mit Marmelade und Nutella gemacht und hatte dazu noch Obst und einen Orangensaft.

Nachdem ersten Bissen meines Brötchens hätte ich weinen können: Ich habe NICHTS geschmeckt. Uns war ab diesem Moment klar: ich habe Corona!


Ich lag nach dem Frühstück den ganzen Tag im Bett und hatte am Nachmittag dann noch Fieber bekommen.

Ich schrieb meinem Chef am frühen Abend eine Nachricht und berichtete von meinem Zustand. Er rief mich direkt an und fragte mich, ob er mir einen Schnelltest vor die Haustür legen soll.

Gesagt, getan.

30 Minuten später hatte ich den Test vor der Haustür und mein Mann machte bei mir den Abstrich im Rachen und in der Nase.

Wir waren beide total angespannt und starrten nur noch auf den Test.

Nach 1 Minute zeigte dieser schon ein positives Ergebnis an.

Positiv!


Nachdem ich dann am Montag, den 08.02.2021, den Hausarzt anrief und ihm meine Symptome schilderte, durfte ich um 12.00 Uhr zum PCR-Test vorbeikommen. Abends bekam ich dann um 21.00 Uhr den Anruf meines Arztes, dass ich positiv bin. Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich nicht was noch alles auf mich zukommen wird……..


  • Kannst du dir ungefähr erschließen, woher du es gehabt haben könntest?


Ich arbeite im Öffentlichen Dienst in der Verwaltung. Wir haben alle Einzelbüros oder 2er-Büros mit Trennscheibe zwischen den Schreibtischen. Bei uns ist im ganzen Gebäude Maskenpflicht.

Zudem bekommen wir von unserer Verwaltung FFP2 Masken gestellt.


Seit Monaten mache ich nichts Anderes außer:

Arbeiten, Einkaufen gehen, Laufen.

Seit Monaten sehe ich nur meinen Mann und meine Schwiegermutter, die an Lungenkrebs erkrankt ist.

Mein Mann und ich haben keine Freunde getroffen oder andere Verwandte.


Für mich war klar, dass ich mich nur beim Einkaufen angesteckt haben kann, denn alle meine Kollegen aus meiner Abteilung waren negativ getestet.


  • Wie genau hat sich der Verlauf bei dir dargestellt?


Ich hatte in meiner ersten Quarantänewoche die Symptome wie oben beschrieben plus starke Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit. Zum Ende der ersten Quarantänewoche hin bekam ich dann sehr schwer Luft. Wie als würde man mir 5kg Gewicht auf meine Lunge legen. Es war alles so anstrengend. Selbst das Zähneputzen hat mich unglaublich Kraft gekostet.


Unsere Treppenstufen im Haus kam ich nur mit 2x absetzen und Pause machen hoch. 19 Treppenstufen!


Zum Ende der Quarantäne bekam ich dann noch sehr starken Husten und meine Quarantäne wurde aufgrund des Gesamtzustandes verlängert.

2x sogar!


Der Notarzt musste eines Nachts auch anrücken, weil es mir echt schlecht ging. Ich bekam sehr schlecht Luft und es stellte sich heraus, dass ich eine Lungenentzündung hatte.


  • Warst nur du infiziert oder auch andere aus deiner Familie? Wie waren denn da die Krankheitsverläufe?


Mein Mann hatte 2 Tage, nachdem ich positiv getestet wurde, in einer Nacht sehr starke Schüttelfrost und Kopfschmerzen. Ansonsten hatte er nichts!


Wir haben uns ab dem 07.02.2021, der erste Tag meiner Symptome, direkt voneinander isoliert. Ich war 14 Tage oben im Schlafzimmer und er unten. Er hat mir Essen & Trinken immer vor die Schlafzimmertür gestellt.

Ansonsten ist nur nah an mich ran um Fieber zu messen oder zu schauen ob ich noch Luft bekomme und das nur mit FFP3 Maske und Handschuhen!


Das hat denke ich auch viel ausgemacht.


  • Gab es sonst schon Vorerkrankungen bei dir?


Nein, ich bin kerngesund.


  • Wie waren die Wochen für dich nach der Infektion?


Nicht schön. Ich hatte sehr stark mit den Symptomen zu kämpfen. Bis heute leide ich an den Folgen meiner Corona Erkrankung.

Ich habe 5 Wochen NICHTS wirklich NICHTS geschmeckt. Ich habe täglich Kopfschmerzen und mein größtes Problem ist aktuell meine Lunge und mein Herz.


Ich hatte 3 Wochen nach meiner Quarantäne einen Termin beim Lungenfacharzt aufgrund meiner Lungenentzündung. Da stellt sich heraus, dass meine Lungenentzündung immer noch da war und dass ich zudem ein Lungenvolumen von 76% habe.

Das musste ich erst einmal sacken lassen und verdauen.


Seit Ende März bin ich wieder arbeiten und bei den kleinsten Dinge komme ich aus der Puste und bin total platt.


Am 19.04.2021 habe ich einen Nachsorgetermin beim Lungenfacharzt und Anfang Mai beim Kardiologen.


Des Weiteren hat sich auch mein Mann untersuchen lassen. Dazu kann ich nur sagen, dass er sehr gute Blutwerte hat, gute Lungenwerte und auch sonst fit ist. Er war die ersten Male beim Laufen ganz schön aus der Puste. Mittlerweile ist das aber völlig verschwunden.


Wir haben beide sehr viele Antikörper gebildet und wir haben testen lassen, welchen Corona-Virusvariante wir hatten. Wir hatten beide den B 1.1.7.


  • Hast du das Gefühl, dass es nun langsam wieder Bergauf geht?


Das ist tagesformabhängig. Manchmal ja und manchmal nein.

Ich war am 13.04.2021 das erste Mal wieder Laufen und habe festgestellt, dass mein Körper noch etwas Zeit braucht und ich noch weiter mit dem Laufen warten sollte.


  • Ich danke dir wirklich sehr, dass du die Geschichte mit uns geteilt hast und wünsche dir für die weitere Genesung wirklich nur das Beste! Möchtest du den Lesern noch etwas mit auf dem Weg geben?


Sehr gerne!

Ich bedanke mich auch bei Dir liebe Sarah, dass Du mir die Möglichkeit gegeben hast meine Geschichte zu erzählen.


Ich wünsche wirklich jedem, dass er gesund bleibt und hoffe für uns alle, dass wir bald wieder unser altes Leben zurückhaben.

Ich dachte ehrlich gesagt immer, dass ich bei einer Corona Infektion einen sehr milden Verlauf haben werde, wie eine Art Grippe. Daher war ich auch immer sehr verhalten, was das Thema Impfung anging.

Hätte ich gewusst, dass ich so einen schweren Verlauf inkl. Nachwehen von Corona (Long-Covid Syndrom) haben werde, wäre ich sofort bereit gewesen mich impfen zu lassen.

Solltet ihr die Chance haben Euch impfen zu lassen, kann ich aus meiner Erfahrung mit Corona nur empfehlen „Macht es“.

Man weiß leider nicht, wie heftig man es bekommt und wie das alles ausgehen wird.

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