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  • AutorenbildSarah

55 km Little Mammut Marsch - härter als man denkt

Als ich vor einigen Monaten die Möglichkeit bekam mich für einen 55km Marsch anzumelden, konnte ich nicht anders als zuzusagen. Für mich war es definitiv etwas komplett Neues und kaum vorstellbar, dass man +- 11h am Stück überhaupt wandern kann. Ich hatte zwar schon einige Marathon absolviert, aber solange am Stück bin ich noch nie in meinem Leben gegangen. Trotzdem wollte ich die Herausforderung unbedingt annehmen! Allerdings wusste ich bei der Anmeldung noch nicht, wie sehr ich wirklich an meine Grenze kommen würde.


Die meistgestellte Frage am Tag vor dem Event war: „Was packe ich eigentlich alles in meinen Rucksack?“. Ich suchte mir vor allem einen bequemen und leichten Rucksack aus. Darin packte ich eine leichte und etwas dickere Jacke, eine Powerbank, Creme, Taschentücher, eine Kopflampe, eine Musikbox, ein Halstuch und ein Stirnband, etwas Geld, Blasenpflaster, sowie ein schönes Verpflegungspaket meiner Familie. Ich entschloss mich meine Marathonschuhe zu tragen und suchte mir dazu die bequemste Laufhose, sowie ein dünnes Langarmshirt aus. Es sollte nämlich ein schöner Herbsttag bei 18 Grad und Sonne werden. Außerdem zog ich mir die komplette Wanderstrecke auf meine Laufuhr.



Umso größer war also die Anspannung, als es am Samstag den 26.10.2019 endlich soweit war. Es stand der 55km Marsch in Berlin am Müggelsee an und ich freute mich wirklich sehr darauf, da es ein kleines „Heimspiel“ war. Anders als beim Laufen, konnte ich morgens ausreichend Frühstücken und kam ungefähr 45min vor dem Start am Strandbad vom Müggelsee an. Neben den 55km wurden um 11 Uhr auch 30km angeboten und ich war erstaunt, wie viele Leute sich angemeldet hatten. Ich hatte mich vorher noch nie mit solchen Wanderungen auseinandergesetzt, aber tatsächlich hatten viele Teilnehmer auch schon einige 100km Märsche hinter sich. RESPEKT!


Um 9 Uhr fiel also der Startschuss für meine Startgruppe und es ging zunächst für viele Kilometer am wunderschönen Müggelsee entlang. Auf der Strecke sollten insgesamt 3 Verpflegungspunkte kommen (17km, 27km, 39km). Die ersten Kilometer vergingen wie im Flug und da ich nicht alleine Wandern musste, war es umso schöner sich unterhalten zu können. Laut meiner Uhr, waren wir sogar schneller als erwartet und ich war gespannt, was der Tag noch so bringen würde. Nach knapp 3h erreichten wir den 1. Verpflegungspunkt und wir holten uns 2 Bouletten im Brötchen und gingen dann auch 4 Minuten später schon weiter. Wir beide wollten lange Pause unbedingt vermeiden und da der 1. VP eh sehr voll war, aßen wir einfach unterwegs weiter. Ich kann an dieser Stelle nur sagen, dass man unbedingt das essen sollte, worauf man gerade Lust hat.


Als wir dann den Halbmarathon passierten verging die Zeit nicht mehr ganz so schnell wie am Anfang. Ich vermied es oft auf die Uhr zu schauen und versuchte vor allem nicht an die vielen Stunden zu denken, die wir noch vor uns hatten. Ich ließ mir meist nur die Karte auf der Uhr anzeigen, um weder Kilometer, noch die Zeit sehen zu müssen. Allerdings war der Marsch landschaftlich extrem schön, sodass man immer wieder etwas Ablenkung fand.


Bei Kilometer 27 und dem Verpflegungspunkt 2, kam dann meine persönliche Erlösung. Es gab KUCHEN! Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr ich mich gefreut habe! Aber auch hier vertrödelten wir kaum Zeit, obwohl der Verpflegungspunkt schon deutlich leerer war, als der erste. Es ging also weiter und so erreichten wir Kilometer 30. Ehrlich gesagt fragte ich mich da schon, weshalb ich nicht einfach die 30 Kilometer gelaufen bin, denn ich hatte das Gefühl langsam Blasen an den Füßen zu bekommen. Das Problem hatte ich jedoch nicht alleine, denn viele andere Teilnehmer klagten auch darüber. Ich wurde immer ruhiger und versuchte den Schmerz irgendwie auszublenden. Ich wollte es wenigstens bis zum 3. VP schaffen, um dann meine Blasenpflaster zum Einsatz zu bringen. Langsam machte sich dann auch ein Schmerz in der linken Kniekehle breit, aber den konnte ich erstmal gut ignorieren.


Bei Kilometer 37 kamen wir dann an den Treppen vom Müggelturm an und ihr glaubt gar nicht, wie unfassbar gut es den Beinen tat ein paar Treppen zu laufen. Es war einfach mal eine komplett andere Bewegung und es tat einfach nur gut, obwohl ich Treppenlaufen sonst hasse. Danach tat es allerdings umso mehr weh, als wir die wieder herunterlaufen mussten und am meisten taten mir da definitiv die Füße weh. Danach konnte ich den Schmerz allerdings gut ausblenden und so kamen wir am Verpflegungspunkt 3 an. Ich entschied mich gegen die Pflaster, da ich das Gefühl hatte, dass ich den Schmerz ganz gut unter Kontrolle hatte. Wir füllten unsere Flaschen lediglich mit einem Magnesiumgetränk auf und dann ging es auch direkt weiter. Hunger hatte ich ab diesem Zeitpunkt gar nicht mehr, denn wir waren nun schon knapp 7h auf den Beinen.


Wir passierten die Marathongrenze und ich bin absolut ehrlich, dass ich da am liebsten schon ins Ziel gelaufen wäre. Die Zeit verging einfach gar nicht mehr und es fing langsam an, ein Kampf zwischen Kopf und Körper zu werden. Bei Kilometer 45 ging an beiden Füßen kurzzeitig nichts mehr, sodass ich sie doch versorgen musste. Notgedrungen mussten wir also anhalten aber andere Teilnehmer boten netterweise auch ihre Hilfe an. Allerdings war anhalten zu diesem Zeitpunkt absolut keine gute Idee mehr und es wurde immer schwerer wieder den Rhythmus zu finden und die Schmerzen auszublenden. Dementsprechend wurden wir auch langsamer, aber wir wollten einfach nur noch ankommen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich auch, dass es für mich definitiv keinen 100km Marsch geben wird, denn mein Körper fing langsam an zu streiken.


Es wurde nun dunkel und mein Papa schrieb mir eine Nachricht wie es denn bei uns läuft. Traurigerweise hatten wir immer noch über 1,5h vor uns und ich wusste nicht mehr, wie ich mich noch ablenken sollte. Ich wollte weder reden, noch Musik hören, sondern einfach nur den einen Fuß vor dem anderen setzen und hoffte, dass es bald vorbei war. Ich denke ich kann behaupten, dass ich viel ertrage, aber so schlimm wie bei Kilometer 50, erging es mir noch bei keinem Marathon. Es gab nochmal einen VP aber wir schauten uns nur beide an, schüttelten den Kopf und liefen weiter. Keiner wollte mehr irgendwas sagen und ich stand den Tränen nah, weil ich mir nicht mehr vorstellen konnte noch weiter zu gehen. Wir zogen uns aber irgendwie gegenseitig durch die letzten Kilometer aber mir kamen 5km noch nie so lang vor wie dort. Ich war einfach nur so unfassbar froh, dass ich das ganze nicht alleine bewältigen musste. Ich weiß nicht, ob ich sonst aufgeben hätte.


Als wir dem Ziel immer näherkamen, konnte ich es kaum fassen. Wir waren tatsächlich über 10h schon unterwegs gewesen und mein Damm aus Tränen brach, als wir die Ziellinie schließlich erreichten. GESCHAFFT! 55km in 10:24h




Nach einer dicken Umarmung setzen wir uns erstmal hin und das Aufstehen danach, war einfach nur die Hölle. Ich habe mich noch nie so schlecht gefühlt, war aber auch gleichzeitig einfach nur sprachlos was wir da erreicht hatten. Ich war so unfassbar stolz auf uns und kann noch heute nicht beschreiben was da am Samstag passiert ist. Die letzten 500m zum Auto waren einfach nur noch schlimm, denn wir sind kaum noch vorangekommen. Trotzdem muss ich sagen, dass es einfach nur großartig war und ich das Event niemals vergessen werde.


Es ist definitiv nicht einfach nur Wandern.


 

Mein Resultat:

  • 6 Blasen an den Füßen + eine unfassbar schmerzende Kniekehle + Muskelkater des Todes

  • 72000 Schritte und 3000 verbrannte Kalorien

  • den 100km Mammut Marsch tue ich mir NIEMALS an – ich bleibe ein #littlemammut

  • Ich habe einfach die beste Familie! Danke fürs Zusammenflicken und Versorgen!

  • Ich hätte mir keine bessere Begleitung wünschen können

  • DANKE MAMMUT MARSCH für diese großartige Lebenserfahrung!


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